„…aber ganz sicher bin ich mir meiner Sache nie!“, singt Reinhard
May, und so geht es auch mir, bis auf diese einzige Ausnahme. Es
gibt Wissen aus Büchern und Wissen aus Erfahrung. Ersteres habe
ich nicht, da ich, wie bekannt, noch nie ein Buch gelesen habe.
Aber ich glaube, eine gute Beobachtungsgabe zu haben und
Zusammenhänge schnell und leicht erkennen zu können. In meiner
Vorstellung glaube ich zu wissen, dass ein Glas, welches aus
beträchtlicher Höhe auf einen Stein schlägt, zerbricht. Berechnen
kann ich dies nicht und kann es auch nicht beweisen. Daher ist
meine Vorausschau in die Zukunft nur eine Glaubenssache. Mit
selben Glauben sage ich voraus, dass ein Mensch, der vom Dach
eines sehr hohen Hauses springt, nicht zu seinem Wohlbefinden
beitragen wird. Der klugscheißerische Rat eines Besserwissers, das
Haus muss nur hoch genug sein, damit der Springer die Möglichkeit
hat bis zur Landung fliegen zu lernen, wird in der Wirkung nichts
verändern. Kein Dach der Welt wird hoch genug sein, der Evolution
die Zeit zu geben, um dem Protagonisten Flügel wachsen zu
lassen...
Fortsetzung folgt!
Ich bin nicht der Typ, der
selbstherrlich mit narzisstisch geschwellter Brust von seinen
Taten berichtet, stets einen cleveren Rat von den Lippen lässt und
ungefragt die Probleme anderer lösen will. Es ist erschreckend zu
sehen, wie die Zahl jener Menschen stetig wächst, die glauben sie
könnten ihre Ansichten und Lebensweisen über andere stülpen und
die Welt sei wie sie: ein bisschen besser, stabiler und weiter
entwickelt. Sie brauchen Wachstum. Sie brauchen Geschäfte,
schnelle Geschäfte, möglichst ohne eigene Anstrengung. Sie
brauchen die Börse. Mehr und noch mehr. Sie wollen ihre eigene
Evolution überholen. Es ist unerträglich von diesen Genkrüppeln
ständig zu hören: „Mach aus meinem Euro zwei.“ Teilweise haben sie
dies auch erreicht und befinden sich auf der Straße der
Verblödung. Eine Entwicklung zurück! Die Instinkte sind
erfolgreich abgelegt und nun können sie sich behaglich auf den
Bergen ihrer Raffsucht entspannen. Fressen bis sie platzen oder
wenigstens mehr als sie scheißen können. Dies aber nur bis zum
nächsten Crash.
Nein, nein, es ist nicht der Neid, weil
sie mich nicht mitspielen lassen, und ich auch gerne reich wäre,
so wäre wie sie. Ich wollte es gar nicht. Mein Ego ist anders
gepolt. Ich habe nicht von der Buchdruckerkunst partizipiert, und
will auch nicht von den Buchmachergeschäften profitieren. Ich bin
sauer, weil sie mir mein Förmchen weggenommen haben. Und noch
saurer, weil sie das von meiner Lebensgefährtin auch haben
wollten.
|